Gelassen in Führung gehen

Gelassen in Führung gehen

#12 Schwierige Zeitgenossen gelassen nehmen

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Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie: Die Zusammenarbeit mit anderen ist generell schwierig. Nur - wir kommen in der Regel nicht drum herum. Überall lungern diese Kollegen rum, der eigene Chef, die Mitarbeiter. Das Hauptproblem an denen ist meist, dass sie anders sind als Sie. Stimmt’s? Und so wie Sie sind, ist es eigentlich auch viel besser, oder?

Schwierige Menschen sind in der Regel die Menschen, die nicht in unser gewohntes Denk- und Handlungsmuster passen. Sie bringen unseren Tagesablauf durcheinander, stellen blöde Fragen, kritisieren oder widersprechen andauernd – sie nerven. Allgemein kann man sagen, dass Menschen immer dann als schwierig wahrgenommen werden, wenn sie in der Art ihrer Reaktionen von der Mehrheit anderer abweichen. Bernd beispielsweise hat erst letzte Woche von einem Mitarbeiter in seinem Team gesprochen, der konsequent die Arbeit genau so viel verweigert, dass man ihm nicht an den Karren fahren kann, aber auch niemand wirklich mit ihm arbeiten will. „Den muss man einfach rausschmeißen!“ war der Tenor. Doch Moment! Hat irgendwann mal irgendwer diesen Mitarbeiter nach seiner ehrlichen Meinung gefragt? Hat sich irgendwer mal ernsthaft für die Gründe interessiert, weshalb dieser Mitarbeiter so agiert? Ich bin mir sicher, da schlummert eine Geschichte drin, die so einiges erklären kann, wenn sie denn mal ans Tageslicht käme! Deshalb ist mein Plädoyer an jeden, der sich über einen schwierigen Mitarbeiter bei mir beschwert: Sei doch zunächst einmal neugierig darauf, was da eigentlich ganz genau los ist! Ist doch spannend, eine verzwickte Geschichte! Im Fernsehen gucken wir uns das doch auch gerne an – warum also nicht im echten Leben? Ich gebe zu, das ist nicht ganz einfach. Doch ich stelle hier mal ein paar Gedanken in den Raum die sicher dabei helfen: Es ist keine Frage des Charakters, sondern der Konstellation. Der Fachbegriff dafür lautet „fundamentaler Attributionsfehler“ – wir sind geneigt, unangenehme Verhaltensweisen lieber als Persönlichkeitsmerkmal zu betrachten, als sie mit den Umständen zu erklären. Womöglich ist Ihr Gegenüber aber auch einfach nur das Gegenteil von Ihnen? Ihr Anti-Typ? Da gebe ich Ihnen nur einen einzigen Tipp: Schneiden Sie sich von ihm eine Scheibe ab! Es ist auf Dauer wirklich befriedigender, wenn Sie Ihr Verhaltensrepertoire in die gegenüberliegende Richtung erweitern. Und noch ein Tipp, den Sie wahrscheinlich schon gar nicht mehr hören können: Respektieren Sie die Unterschiede! Versuchen Sie, Ihrem Kontrahenten auf Augenhöhe zu begegnen! Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich dabei den Satz denken „Ich kann mir Augenhöhe leisten.“ Und: Und seien Sie realistisch. Es gibt keine Welt ohne schwierige Zeitgenossen. Und wenn Sie sich diese noch so sehr wünschen. Beziehungsweise – es liegt ganz an Ihnen, wie viele und wie schwierige Zeitgenossen es gibt.

Bei aller Übung bleiben mit Sicherheit immer noch ein paar kritische Zeitgenossen übrig. Und denen könnten Sie ja einfach ab und zu mal mit Humor begegnen. Denn meistens können Sie den anderen (zunächst) nicht ändern. Worauf Sie aber Einfluss haben: Ihre eigenen Reaktionen und Gefühle.


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Über diesen Podcast

Damit Sie entspannt und gelassen Führung übernehmen können, brauchen Sie zwei wesentliche Dinge: Hintergrundwissen über die Mechanismen von Führung und die richtige innere Haltung. Und um diese beiden Dinge geht es in diesem Podcast. Inspiration, Tipps und Impulse für Unternehmer und Führungskräfte. Als erfahrene Unternehmensberaterin und Coach spreche ich darüber, wie Sie entspannt Verantwortung übernehmen und Ihren Führungsalltag mit mehr Leichtigkeit meistern. Und wenn Sie anschließend mehr wollen, Sie finden mich hier: www.wiebkeschulz.de – ich freue mich auf Sie!

von und mit Wiebke Schulz

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